Bei Tata Steel in IJmuiden ist die "größte Investition des Jahrhunderts" an den Start gegangen: Mit der nunmehr dritten Stranggießanlage im Werk will das Unternehmen unter anderem die hohen Anforderungen der Automobilindustrie bedienen.
Bei Tata Steel in IJmuiden ist die „größte Investition des Jahrhunderts“ an den Start gegangen: Mit der nunmehr dritten Stranggießanlage im Werk will das Unternehmen unter anderem die hohen Anforderungen der Automobilindustrie bedienen.
Am Standort IJmuiden hat Tata Steel eine neue Stranggießanlage in Betrieb genommen. Mit 220 Millionen Euro ist es nach Angaben des Unternehmens die „bisher größte und wichtigste Investition“ in die Produktionsanlagen des niederländischen Stahlwerks. Die neue Anlage ermögliche es nun, ein breiteres Spektrum an innovativen Stählen zu produzieren – einschließlich hochfester und ultrahochfester Varianten, insbesondere für die Automobilindustrie.
„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir hier in IJmuiden die modernste Stranggießanlage der Welt in Betrieb nehmen und somit Stahl von bester Qualität für unsere Kunden produzieren können“, so Hans van den Berg (im Bild, links), Vorstandsvorsitzender von Tata Steel Netherlands. „Mit dieser Anlage werden wir künftig noch stärkeren und haltbareren Stahl herstellen. So können wir uns von der Konkurrenz abheben und unsere Position an der Spitze der Stahlwelt festigen.“ Den Start der Anlage feierte das Unternehmen im Beisein von Arthur van Dijk (im Bild, rechts), Repräsentant des Königshauses in der Provinz Nordholland.
Tata Steel: „Weltneuheit in der Stahlproduktion“
Die neue Stranggießanlage verfügt über eine fortschrittliche Kokille, ein Kühlsystem, das Risse in der Bramme verhindert, eine innovative Temperaturregelung sowie 2.500 Temperaturmesspunkte für einen optimierten Durchfluss und eine kontrollierte Erstarrung der Brammen. Die Temperatur wird mit Glasfasertechnik gemessen – laut Tata Steel „eine Weltneuheit in der Stahlproduktion“. Die Anlage trage zudem effektiv dazu bei, kleine Risse und andere Defekte in der Stahloberfläche zu vermeiden. Außerdem werde ein Großteil der Abfälle durch Ausbeuteverluste vermieden, die sonst bei der Stahlverarbeitung auftreten könnten. „Da weniger Schrott anfällt“, erklärt Tata Steel, „verursacht der Prozess entsprechend weniger Emissionen“.
Ein weiterer Vorteil der neuen Anlage: Der Zustand aller Anlagenteile kann durch ein System von Sensoren kontinuierlich überwacht werden, sodass eine Wartung genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgen kann. Fortschrittliche, maßgeschneiderte Wartung bedeutet weniger ungeplante Ausfallzeiten sowie eine effizientere Produktion. Darüber hinaus kommen Technologien zum Einsatz, die einen einfachen und sicheren Austausch von Teilen ermöglichen. Mit Inbetriebnahme einer dritten Stranggießanlage kann Tata Steel nun auf zwei Stranggießanlagen kontinuierlich Brammen produzieren, während eine dritte gewartet wird.
Hier produziert Tata Steel die erste Bramme auf der neuen, nunmehr dritten Stranggießanlage im niederländischen IJmuiden.
Großprojekt mit Auszeichnung
Die neue Anlage im Werk IJmuiden ist etwa 35 Meter lang. Zwischen dem Punkt, an dem der flüssige Stahl in die Anlage gegossen wird und dem, an dem die Platte zugeschnitten wird (ein Stockwerk tiefer im Werk), besteht ein Höhenunterschied von etwa 12,5 Metern. Die Brammen, die hier hergestellt werden, sind acht bis 12 Meter lang und 22,5 Centimeter dick. Für den Bau wurde im Stahlwerk eine Baugrube von 40 Meter Breite, 195 Meter Länge und 14 Meter Tiefe ausgehoben. Für das Fundament wurden 12.000 Kubikmetern Beton gegossen und außerdem rund 2 Millionen Kilogramm Stahl verarbeitet. Es wurde eine ganze Werkstatt verlagert, Produktionshallen wurden erweitert oder neu gebaut, und eine tragende Säule in dem – sich in normalem Betrieb befindenden – Stahlwerk wurde versetzt, um Platz für die neue Anlage zu schaffen. Für Letzteres erhielt Tata Steel noch während des Baus die niederländische Auszeichnung „Nationale Staalprijs 2018‘“. Zu Höchstzeiten waren bis zu 200 Bauarbeiter gleichzeitig im Einsatz.
Herzstück des Investitionsprogramms
Das Stahlwerk von Tata Steel im niederländischen IJmuiden gilt als eines der modernsten in Europa und produziert jährlich mehr als sieben Millionen Tonnen Stahl. Dieser kommt hauptsächlich in der Automobil-, Bau-, Maschinenbau- und Verpackungsindustrie zum Einsatz. Das Material wird außerdem in Batterien, Rohren, Industriefahrzeugen und in weißer Ware wie Kühlschränken verwendet. Tata Steel verfügt in IJmuiden bereits über zwei Stranggießanlagen. Die neue dritte Stranggießanlage bildet das Herzstück des strategischen Investitionsprogramms von Tata Steel in IJmuiden, mit dem sich das Unternehmen für die zukünftig steigende Nachfrage nach Qualitätsstählen noch besser aufstellen will. Das Investitionsprogramm umfasst Teile der gesamten Produktionskette: vom Hochofen über das Warm- und Kaltwalzwerk bis hin zu den Tauchverzinkungs- und Verpackungsstahlanlagen. So hatte Tata Steel erst kürzlich bekannt gegeben, auf dem Weg zu grünem Stahl auf eine Wasserstoff-Route zu setzen.
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